ATtide15 Gibraltar-Madeira

ATtide15-4_Gibraltar-Madeira_Insel

2015 startete die Aqua endlich wieder auf eine längere Fahrt, die unter dem Titel ATtide von Lignano über Malta und Palma aus dem Mittelmeer in den ATlantik nach Madeira und die Azoren führen sollte, um schließlich in den tidengewässern Brests zu landen.

Während dieser einzelnen Etappen führten wir ein Logbuch, dass über Satelitentelefon für die Daheimgebliebenen Eindrücke des Tages lieferte. An dieser Stelle sind diese Einträge in chronologischer Reihenfolge für diese Etappe angeführt:

ATtide15-4_Gibraltar-Madeira_Crewfoto.txt

ATtide15-4_Gibraltar-Madeira_Crewfoto.txt

24.07.2015 1830 WESZ
35:53.50N 5:36.30W

Nach einem gemütlichen Abend bei Fish-and-Chips und Burgern der Extraklasse wurde klar Schiff gemacht und nach Auffinden des Briefkastens kurz vor zehn von der bereits liebgewonnenen Marina Bay abschied genommen, ab Richtung Tankstelle, um zollfrei zu Tanken. Um 1000 (bereits mit neuer Bordzeit WESZ) brachen wir endlich auf Ri Madeira. Bereits in der Bucht empfing uns ein wenig mehr als der aus Wettervorhersage erwartete Wind, nur die Richtung aus West hat sich als richtig erwiesen. Also gleich einmal die Einweisung in das Reffen des Groß und Umbau auf die Fock am zweiten Vorstag (F) und ((G)). Um 1830 wurde dann ausgelassen mit je einem kleinen Bier in Hand auf die Einfahrt in den Atlantik angestossen: Die Peilung auf Tarifa unter 0° nach 49 sm (nicht der ganz direkte Kurs).
Jetzt fahren wir gemütlich bei rund 4 bf und einer langen Dünung mit ein bisschen kurzer Welle mit dem Ziel nach Westen …

Unter Segel Ge (G) mit 6,8 kn
Ok 35°38,5N
005°36,3W

25.07.2015 1900 WESZ
35:49.00N 7:42.50W

Trotz Atlantik ist der Wind noch nicht sicher – einen Großteil der Nacht muss motort werden, erst in den frühen Morgenstunden trebien uns wieder Genua und Groß an. Unseren Wunschkurs von 270 können wir noch nicht halten, hoffen aber auf den Winddreher auf Nord. Vormittags dann wieder Motor, der dann auch die Wasservorräte aufstockt.
Die Koppelpositionen wurden bereits durch Astrofix Sonnenunterrand und Mondoberrand bestätigt. Seit 1530 wieder am Wind mit Kurs knapp unter W aber herrlich verköstigt mit Couscous.

Unter Segel Ge G mit 6,5 kn
Ok 35°49,0’N
007°42,5’W

26.07.2015 1900 WESZ
35:31.00N 10:48.00W

Noch vor Einbruch der Dunkelheit frischte gestern der Wind auf, Wechsel auf die Fock und zweites Reff im Groß. Unser Wunschkurs West läßt sich noch nicht ganz halten aber die Geschwindigkeit passt. Die ganze Nacht bei sternenklarem Himmel und zunehmenden Mond ließ das Wellenlesen gut zu – was auch notwendig war. Die Aqua jetzt durch und durch Atlantiksalz gepöckelt. Der Wind dreht in der Nacht noch auf Nord und verbessert unseren Kurs. In der Früh ist es dann noch Zeit für das dritte Reff. Der gute Windgenerator hat leider schon die ganze Nacht nicht mehr gearbeitet, da für ihn bereits ab rund 18 kn die Notbremse aktiv wird. Unter Tags hat es jetzt fast den ganzen Himmel bedeckt, nur kleine blaue Flecken lassen Zeitweise Sonne durchblitzen – so sparen wir uns die lästigen Sonnenbrillen. Derzeit Motor im Standgas für die Batterien und rasten für die Nacht.
Alle wohlauf und gespannt auf den Süden

Unter Segel F und (((G))) mit 6,5 kn
Ok 35°49’N
010°48’W

27.07.2015 2000 WESZ
35:54.00N 14:04.00W

Pechschwarze Nacht, die das Steuern bei Windstärke fünf bis sechs sehr anspruchsvoll machte. Steile recht kurze See verstärkte das noch weiter.
Daher wählten wir einen leicht raumen Kurs mit kleiner Besegelung Fock und Groß im dritten Reff. In den Morgenstunden – Cabo Sao Vicente rund 200 sm hinter uns, Madeira noch rund 250 entfernt – änderten wir den Kurs auf rund 310 – nicht ganz hart am Wind, aber anstrengend, dafür schnell. Jetzt sind wir gerade noch 220 sm vom Ziel und alle freuen sich wieder auf südlichere Kurse – ab Richtung Funchal auf direktem Weg

Unter Segel Ge und G mit 7,5 kn
Ok 35°54,0’N
14°04,0’W

28.07.2015 2000 WESZ
33:24.00N 16:36.10W

Nach einer rasanten Nacht immer nahe des Optimums zwischen Tiefe und Geschwindigkeit begrüßte uns der Morgen noch mit Sonne. Die dabei geschossene Sonne konnte aber aufgrund der kurz darauf aufgezogenen Bewölkung erst mit einer Abendsonne versegelt werden: der angenommene Strom aus dem pilot chart july (oder auch die Ruderdisziplin) wurden nicht ganz bestätigt und wir doch etwas weiter nördlich – mit der Unsicherheit des stark schleifenden Schnittes beider Standlinien.
Seit dem Hinauskreuzen aus der Straße von Gibraltar liegen wir jetzt erstmals wieder auf Steuerbordbug – recht ungewohnt. Gegen 2130 rechnen wir aufgrund der Witterung die ersten Anzeichen von Porto Santo wahrnehmen zu können.
Die Spannung steigt … und auch ein wenig die Wehmut …

Unter Segel Ge und G mit 7,0 kn
Ok 33°24,0’N
016°36,1’W

29.07.2015 0815 WESZ
32:38.60N 16:54.60W

Die Sicht wird zusehends besser – nach einem kleinen Regenschauer ziehen die Wolken mit beeindruckender Geschwindigkeit von Nord nach Süd über uns hinweg und vertreiben die geschlossene Wolkendecke in uns unbetreffende Gefilde. Um 2110 lässt sich damit das erste mal Porto Santo wahrnehmen, der Wind frischt in der „Jungwache“ wieder deutlich auf fünf bis sechs auf und lässt bis zu neun kn Fahrt zu. Erst die „jüngere“ Wache muss wieder mit einschlafendem Wind bei bleibender Dünung kämpfen; nocheinmal Wachwechsel und dasselbe Spiel. Bei Tagesanbruch wird eine halbe Meile vor Funchal der Motor gestartet – ein Gegner ist von Süden her kommend zu sehen und den guten Platz an der Gästemole wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen. Um 0815 machen wir fest, prosten bei einem Ankunftsbier auf die wunderschöne Fahrt an und klarieren mit dem Aufsperren der Polizei direkt im Hafen ein.
Danke an die ganze Crew für ihre beherzte Arbeit am Gelingen dieser Fahrt; besonderer Dank auch an Herrn Zötsch für die zur Verfügung gestellte Angel – sie wollte, doch unser Geist war zu schwach, um den Tuna zu fassen …
Wir freuen uns schon, die neue Crew zu begrüssen und wünschen auch ihnen mindenstens soviel Spass.

Fest Marina Funchal
Ob 32°38,6’N
016°54,6’W